Deutschland droht im europäischen Wettbewerb um die führende Rolle bei der Nutzung von KI-Technologien ins Hintertreffen zu geraten. Während Großbritannien, Italien, Spanien, die Schweiz und die Niederlande ihre Positionen festigen, rutscht Deutschland auf Platz sechs ab. Noch vor einem Jahr wurde die Bundesrepublik auf Platz drei gesehen. Diese Entwicklung zeigt eine bedenkliche Schwäche in der Umsetzung von KI-Strategien, warnte ein Sprecher von Cisco, der die Ergebnisse einer neuen Studie vorstellte.
Die jährliche Untersuchung, die Cisco seit 2023 durchführt, befragte weltweit knapp 8.000 IT-Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, darunter rund 300 aus Deutschland. Die Ergebnisse legen eine zentrale Herausforderung offen: Deutschlands Unternehmen haben zwar ambitionierte Strategien, schaffen es jedoch nicht, diese in die Praxis umzusetzen.
Rund 77 Prozent der deutschen Unternehmen gaben an, über eine klare KI-Strategie zu verfügen. Doch nur 36 Prozent verfügen auch über die nötige technische Infrastruktur, um KI-Anwendungen tatsächlich in ihre Prozesse zu integrieren. Noch gravierender ist, dass lediglich 40 Prozent über ausreichend Fachkräfte verfügen, um die ehrgeizigen Pläne umzusetzen. Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität ist alarmierend.
Dabei ist der Handlungsdruck offensichtlich: 98 Prozent der Befragten betonten, dass der Einsatz von KI in den letzten sechs Monaten erheblich dringlicher geworden sei. Unternehmen, die KI nicht schnell genug implementieren, laufen Gefahr, wesentliche Wettbewerbsvorteile zu verlieren. Trotz steigender Investitionen in KI reicht es nicht, erklärte der Cisco-Sprecher. Andere Länder machen schneller Fortschritte, und Deutschland droht, abgehängt zu werden.
Der Schlüssel liegt in der Infrastruktur. Ohne massive und schnelle Investitionen in IT-Systeme könnten Unternehmen in Deutschland um eine ganze Dekade zurückfallen. In einem Bereich, der die Zukunft der globalen Wirtschaft bestimmt, sei das ein Risiko, das man sich nicht leisten könne. Deutschlands Wirtschaft steht vor der Aufgabe, ihre technologischen Grundlagen zu modernisieren, um die Lücke zwischen Strategie und Umsetzung zu schließen – und den Anschluss an die europäische Spitzengruppe nicht zu verlieren.
Beitragsbild: DALL-E3