Mark Zuckerberg hat kürzlich Hunderte von Mitarbeitenden entlassen, die noch vor wenigen Jahren als Pioniere des Metaverse gefeiert wurden. Ein drastisches Signal dafür, dass die glorreichen Versprechen rund um virtuelle Welten und grenzenlose Paralleluniversen heute einer nüchternen Realität gewichen sind. Und doch: Wer glaubt, das Metaverse sei tot, irrt. Es lebt – nur anders als gedacht.
Im April 2025 präsentiert sich das Metaverse nicht mehr als großes Massenphänomen, sondern als sich langsam und gezielt entwickelnde Technologieplattform. Der explosive Enthusiasmus aus der Pandemiezeit ist abgeklungen, als Menschen nach Monaten virtueller Treffen wieder reale Begegnungen suchten. Was geblieben ist, sind Unternehmen, die weiter investieren – allerdings mit einem klaren Fokus auf pragmatische Anwendungen. Meta, Apple, Google und Microsoft setzen nach wie vor auf immersive Technologien wie Virtual Reality, Augmented Reality und sogenanntes Spatial Computing, allerdings mit verhalteneren Versprechen und einem neuen Vokabular.
Statt gigantische, komplett virtuelle Parallelwelten zu schaffen, richtet sich der Blick jetzt auf die sinnvolle Verbindung von realer und digitaler Welt. Augmented Reality – die Überlagerung von digitalen Informationen auf die physische Umgebung – gewinnt an Bedeutung. Das Ziel ist nicht mehr, die Realität zu ersetzen, sondern sie zu erweitern. Die Hardware wird besser, leichter und günstiger, doch der Massenmarkt bleibt in weiter Ferne. Headsets, smarte Brillen und VR-Controller sind weiterhin Produkte für spezialisierte Zielgruppen – Enthusiasten, Unternehmen, kreative Branchen.
Auch Blockchain-Technologien sind nach wie vor ein Thema, insbesondere wenn es um digitale Identitäten und den Besitz virtueller Güter geht. Doch sie bleiben ein Nischensegment, weit entfernt von breiter Alltagstauglichkeit. Interessanterweise verschmelzen aktuell zwei Megatrends: Künstliche Intelligenz wird zunehmend mit dem Metaverse verbunden. Generative KI-Modelle helfen, immersive Welten schneller zu gestalten, realistischere Avatare zu schaffen und neue Formen der Interaktion zu ermöglichen. „AI and the Metaverse“ ist die neue Devise, mit der Zukunftsvisionen frischen Schwung erhalten sollen.
In der Praxis findet das Metaverse aktuell seine stärkste Resonanz in spezifischen Bereichen: Unternehmen nutzen virtuelle Welten für Zusammenarbeit und Schulungen, die Gesundheitsbranche setzt auf VR-basierte Therapien, der Einzelhandel testet virtuelle Showrooms, und die Unterhaltungsindustrie entwickelt neue Formen von Erlebnissen, die digitale und physische Komponenten verschmelzen. Das Zukunftsbild ist weniger ein reines digitales Utopia, sondern vielmehr ein hybrid augmentierter Alltag, in dem digitale Ebenen intelligent in die reale Welt integriert sind.
Trotz der Entlassungen und des veränderten Tempos bleibt die langfristige Richtung klar: Das Metaverse wird nicht verschwinden. Es wandelt sich – und reift. Die Erwartungen sind realistischer, die Visionen bodenständiger, und die Investitionen gezielter. Die breite, alltägliche Nutzung bleibt zwar noch Jahre entfernt, doch die Grundsteine für eine neue Form der digitalen Verbindung sind längst gelegt. Wer heute das Metaverse abschreibt, verkennt seine leise, aber stetige Metamorphose. Die nächste große Innovationswelle entsteht oft dann, wenn der mediale Lärm verstummt – und genau dort befindet sich das Metaverse jetzt.