Wie die EU-Verordnung zur künstlichen Intelligenz die Innovation zum Stillstand bringen könnte

Vor einigen Tagen ging es durch die Presse, doch einige Themen muss man manchmal auch reifen lassen, um zu schauen, ob sie noch weitere Facetten annehmen. Die EU sitzt an einer Verordnung zur Regulierung der künstlichen Intelligenz. An sich kein schlechtes Vorhaben, doch während einige Themen, wie Gesichtserkennung und Überwachung mittels KI nachvollziehbar sind, wird es in der Verordnung auch um Themen gehen, die teilweise nicht zu regulieren sind oder die keinen Böswillen beinhalten.

Ist diese Verordnung also ein Weg nach Vorne oder eher ein Hindernis auf dem Weg in die Zukunft? Die hier geschriebene Meinung ist ein Kommentar und bitte, liebe Leserinnen und Leser, verstehen Sie diesen auch als solchen, denn es ist meine Meinung, die nicht mit der Mehrheit übereinstimmen muss.

Die neue EU-Verordnung sieht unteranderem vor Chatbots, die nicht deutlich als solche gekennzeichnet sind, aus dem Verkehr zu ziehen. Es gibt bereits – und hier gehört eines meiner Lieblingsbeispiele auch dazu – Systeme, die nahezu nicht vom Menschen zu unterscheiden sind. So hat Duplex von Google eindrucksvoll gezeigt, wie die Zukunft von Alexa, Siri und Co aussehen könnte. Die EU jedoch sieht es mit weniger Begeisterung und möchte gleich drei Themen ganz verbieten.

 

 

Zum Ersten: Systeme, die Daten über das Sozialverhalten und die Persönlichkeit sammeln und diese zur Analyse nutzen. Banken nutzen diese beispielsweise bereits, wenn sie Kredite vergeben. In diesem Fall kann man das Ziel sehr gut erkennen, denn eine solche Analyse kann auch genutzt werden, um Menschen zu manipulieren und ihnen böses anzutun. Doch gleichzeitig kann sie Firmen helfen Prozesse besser zu durchblicken oder passende Angebote für den Nutzer zu schneidern.

Die zweite Art von Systemen sind die der Gesichtserkennung. Aus China kennen wir hier sehr viele negative Beispiele, aber viele KI-Systeme nutzen die Gesichtserkennung zur Identifikation des Nutzers, um ihn persönlicher und individueller anzusprechen. So, wie wir es aus Hollywood-Filmen teilweise auch kennen.

Das dritte System trägt allumfassend den Titel Manipulation, doch gleichzeitig meint die Verordnung hierbei nicht nur die künstliche Intelligenz, die genutzt wird, um den Menschen böswillig zu überrumpeln, sondern auch die, welche Empfehlungen und maßgeschneiderte Inhalte anbietet – beispielsweise der Netflix Algorithmus zu Shows, die uns auch gefallen könnten.

In meinen Augen ist das alles sehr einseitig, eindimensional und visionslos gedacht. Es gibt natürlich einen guten und wichtigen Grund Manipulationsmaschinen zu verbieten oder die Überwachung einzuschränken. Zum Anderen muss man aber auch deutlich sagen, dass wir nicht den Fortschritt grundsätzlich verbieten können. Die Welt ist nicht schwarz oder weiß, sondern voller Grautöne und man möchte es kaum wagen auszusprechen – Farben. Grundsätzlich alle Systeme zu verbieten oder mit strengen Auflagen zu versehen wird die Innovationslandschaft der EU um Jahre zurückwerfen und viele Dinge, die unser Leben einfacher, sicherer und auch effizienter machen einfach stoppen.

Innovationen und Neuerungen sollten mit Vorsicht genossen werden. Sie sollten unter ethischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Sie sollten transparent an die breite Öffentlichkeit kommuniziert werden. Aber sie zu verbieten ist der völlig falsche Weg und zeigt, wie solche Themen leider doch zu oft behandelt werden. Ich wünsche mir von der EU eine Zukunftsoffenheit, statt einfach den Finger belehrend zu erheben und es zu verbieten. Wir leben in einer dynamischen Welt. Wir brauchen Regeln, wir brauchen einen Kodex oder ein Manifest – aber wir brauchen keine undurchdachten Verbote…

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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