OpenAI’s Neue Klassifikation: Ein Durchbruch in Richtung Künstliche Allgemeine Intelligenz?

OpenAI hat kürzlich ein fünfstufiges System vorgestellt, das die Fortschritte auf dem Weg zur Entwicklung von Künstlicher Allgemeiner Intelligenz (AGI) abbilden soll. Dieses System wurde in einer internen Besprechung enthüllt und von Bloomberg berichtet. Es soll Mitarbeitern und der Öffentlichkeit helfen, den Fortschritt von OpenAI besser zu verstehen. Doch das System beschreibt Technologien, die noch nicht existieren, weshalb manche es eher als Marketingstrategie sehen, um Investoren anzulocken.

AGI, eine hypothetische Form der Künstlichen Intelligenz, die in der Lage ist, jede intellektuelle Aufgabe wie ein Mensch zu bewältigen, steht im Zentrum von OpenAIs Vision. Diese Technologie sorgt für erhebliches Interesse und Diskussionen, obwohl sie potenziell große gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen könnte. OpenAI-CEO Sam Altman hat mehrfach betont, dass AGI noch in diesem Jahrzehnt realisiert werden könnte. Seine öffentliche Kommunikation dreht sich häufig darum, wie sowohl das Unternehmen als auch die Gesellschaft mit den Umwälzungen umgehen könnten, die AGI mit sich bringt.

Die von OpenAI vorgestellten fünf Stufen reichen von den derzeitigen Fähigkeiten bis hin zu sehr fortschrittlichen, hypothetischen Systemen. Derzeit ist die Technologie von OpenAI, wie das GPT-4-Modell, das ChatGPT antreibt, auf Stufe 1 eingestuft. Diese Stufe umfasst KI-Systeme, die in der Lage sind, konversationelle Interaktionen zu führen. OpenAI behauptet, kurz davor zu stehen, Stufe 2, die sogenannten „Reasoners“, zu erreichen. Diese würden über Problemlösungsfähigkeiten auf menschlichem Niveau verfügen.

Die fünf Stufen der Künstlichen Intelligenz laut OpenAI sind:

  1. Chatbots: KI mit konversationellen Sprachfähigkeiten.
  2. Reasoners: KI mit menschlichen Problemlösungsfähigkeiten.
  3. Agents: KI-Systeme, die eigenständig handeln können.
  4. Innovators: KI, die bei der Erfindung neuer Dinge hilft.
  5. Organizations: KI, die die Arbeit einer ganzen Organisation übernehmen kann.

Während der Besprechung präsentierten OpenAI-Führungskräfte ein Forschungsprojekt mit ihrem GPT-4-Modell, das ihrer Meinung nach Anzeichen für eine Annäherung an die menschliche Denkweise zeigt. Dies wäre ein bedeutender Schritt in Richtung Stufe 2.

Die höheren Stufen der Klassifikation beschreiben zunehmend leistungsfähigere hypothetische KI-Fähigkeiten. Stufe 3 „Agents“ könnten autonom Aufgaben über Tage hinweg erledigen. Stufe 4 „Innovators“ würden neue Erfindungen generieren. Auf der höchsten Stufe, Stufe 5, könnte die KI die Arbeit ganzer Organisationen übernehmen.

Es ist wichtig zu betonen, dass dieses Klassifikationssystem noch in Arbeit ist. OpenAI plant, es basierend auf dem Feedback von Mitarbeitern, Investoren und Vorstandsmitgliedern weiterzuentwickeln.

Die Idee, KI-Fähigkeiten zu klassifizieren, ist nicht neu. Ähnliche Rahmenwerke wurden auch von anderen Unternehmen, wie Google DeepMind und Anthropic, vorgestellt. Diese Systeme versuchen ebenfalls, die Fortschritte in der KI zu kategorisieren, wobei sie unterschiedliche Aspekte fokussieren. Anthropic beispielsweise legt den Schwerpunkt auf Sicherheit und potenzielle Risiken von KI.

Doch jedes Klassifikationssystem wirft Fragen auf: Ist es überhaupt möglich, den Fortschritt von KI sinnvoll zu quantifizieren? Und was definiert einen tatsächlichen Fortschritt? Die Technologiebranche hat bisher oft die Fähigkeiten von KI überbewertet, und lineare Progressionsmodelle wie das von OpenAI könnten unrealistische Erwartungen schüren.

Es gibt derzeit keinen Konsens in der KI-Forschungsgemeinschaft darüber, wie Fortschritte in Richtung AGI gemessen werden sollen oder ob AGI ein klar definiertes und erreichbares Ziel ist. Daher sollte OpenAIs fünfstufiges System wahrscheinlich eher als Kommunikationswerkzeug gesehen werden, um Investoren zu beeindrucken und die ambitionierten Ziele des Unternehmens zu präsentieren, statt als wissenschaftliches oder technisches Maß für den Fortschritt.

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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