Eine neue Studie zeigt auf – Deutsche Medien berichten zu einseitig über die künstliche Intelligenz

Die künstliche Intelligenz; schon seit Jahren schreiben Medien, wie auch diese Seite, über die Möglichkeiten, Vorteile und Anwendungsgebiete der KI und helfen Menschen den Unterschied zwischen Neuronalen Netzen und Machine Learning zu verstehen. Doch sind die Medien zu einseitig, was die Beleuchtung der neuen Technologie angeht?

In der Studie „Wie Deutschland über Algorithmen schreibt“ zeigt die Bertelsmann Stiftung, in Kooperation mit der Universität Bremen, nun ein sehr einseitiges Bild auf. Bei einer Analyse von 18.000 Artikeln zwischen 2005 und 2020 betrachten die Analysten der Studie die Berichterstattung über die künstliche Intelligenz in Leitmedien, Blogs und in den sozialen Medien.

Auch wenn der Anteil des Themas KI in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung erhielt und immer öfter auch Sonderthema in den Medien wurde. Von gerade einmal 17 Erwähnungen pro Monat im Jahr 2010, waren wir bei beinahe 500 monatlichen KI-Themen zehn Jahre später. Dabei wurde die KI meist als Technologie, Produkt oder Zukunft der Wirtschaft betrachtet und in den Kontext mit den Unternehmen des Big-Tech gebracht. Auch Ein Blick auf die letzten Jahre auf dieser Seite bestätigt diese Analyse, denn häufig stehen Facebook, Google und Co im Fokus der neusten Entwicklungen aus dem Bereich der denkenden Maschinen.

Doch die Studie zeigt deutliche blinde Flecken auf, denn die Berichterstattung ist zu einseitig, zu wirtschaftlich und nicht greifbar genug. Künstliche Intelligenz steht meist im Kontext mit neuen Geschäftsmodellen und der Veränderung von Wirtschaft und Berufswelt, doch selten geht es um den Zugang zur künstlichen Intelligenz oder um die staatlichen Leistungen und Förderungen in diesem Bereich. Auch sonst wird eher sehr positiv über die künstliche Intelligenz geschrieben. Selten erfolgt die genaue Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen, sondern der Fokus liegt auf den Chancen. Die Studie zeigt dabei auf, dass 42 Prozent der Artikel positiv und nur 12 Prozent eindeutig negativ waren.

Auch wenn ich diesen positiven Tenor eigentlich gut finde, vertrete ich als Innovation-Profiler und Zukunftsstratege dabei die Meinung, dass es wichtig ist, die Möglichkeiten der Technologie zu reflektieren und sowohl die Chancen, als auch die Herausforderungen zu verstehen, um wirklich eine Entscheidung über den optimalen Einsatz zu treffen. Die Ergebnisse der Studie zeigen auf, dass es hier eine Veränderung in der Berichterstattung braucht, denn Themen wie Intransparenz oder fehlende Kompetenzen werden zwar – so die Studie – thematisiert, fallen jedoch schnell wieder unter den Tisch.

Der offene Diskurs ist es, auf den es ankommt und den wir alle in unserer technologischen Gesellschaft suchen müssen. Verstehen Sie mich hier nicht falsch, ich bin ein Freund des Denkens in Chancen und Visionen, doch damit wir wirklich die KI in unseren Unternehmen und unseren Alltag bringen können, müssen wir uns allen Fragen der Bevölkerung, Mitarbeiter und auch der Ethiker und Philosophen stellen, um ein wirklich übersichtliches und vollumfängliches Bild der Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz zu zeichnen und zu vermitteln.

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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