Automating Society – der Automatisierungsreport wirft einen kritischen Blick auf Deutschland und die Welt

Algorithmen regieren unsere Welt und immer häufiger werden Entscheidungen und Schlussfolgerung auf Basis der Informationen, Daten und Technologien getroffen. Während dies eine enorme Steigerung der Effizienz mit sich bringt und Unternehmen viele Vorteile bringt, irritiert es einige Mitarbeiter und Nutzer sehr.

Gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung hat die Organisation AlgorithWatch nun eine neue Ausgabe ihres Berichts „Automating Society“ veröffentlicht, in dem sie 16 Länder näher unter die Lupe genommen haben und geschaut haben, wie die Automatisierung dort so voranschreitet.

Das Thema, welches hier im Fokus steht ist dabei den Unterschied zwischen der Automatisierung der Gesellschaft und der automatisierten Gesellschaft zu verstehen. Das größte Problem, welches die Autoren der Studie identifiziert haben ist, dass es nahezu keine gesellschaftliche Debatte gab, die die Vor- und Nachteile der Automatisierung beleuchtet und erklärt.

 

„Only through an informed, inclusive, and evidence-based democratic debate can we find the right balance between the benefits that ADM systems can – and do – provide in terms of speed, efficiency, fairness, better prevention, and access to public services, and the challenges they pose to the rights of us all.“

 

Obwohl es in Deutschland, wie Netzpolitik den Bericht passend zusammengefasst haben, im Vergleich mit anderen europäischen Ländern eine lebhaftere Debatte gibt, schaffen es die Themen Automatisierung, Technologien und Algorithmen selten in die großen Zeitungen oder in die Überschriften der stärksten Nachrichtenportale. Prinzipiell, so die Studie, haben
Prinzipiell haben algorithmischer Entscheidungssysteme (ADM-Systeme) das Potenzial, das Leben der Menschen zu verbessern, da durch die Verarbeitung riesiger Datenmengen, die Unterstützung der Menschen bei Entscheidungsprozessen und die Bereitstellung maßgeschneiderter Anwendungen möglichwerden, doch die Studie zeigt, dass es nur wenige Fälle in den untersuchten 16 Ländern gibt, wo dies auch wirklich eingetreten ist.

Doch es gibt sie: In Portugal, so die Analyse, hat ein zentralisiertes, automatisiertes System, das zur Abschreckung von Betrug im Zusammenhang mit ärztlichen Verschreibungen eingesetzt wird, die Fälle innerhalb eines Jahres um 80% reduziert. Doch um solche Systeme auch global einzusetzen und ein Verständnis für die Vorteile der ADM-Systeme zu schaffen, braucht es Transparenz und eine rationale Entscheidung, was geht und was nicht geht.

Einen großen Nachteil sieht der „Automating Society“ auch bei den verwendeten Begrifflichkeiten. In der Berichterstattung wird oft mit sehr unscharfen Begriffen und Synonymen gearbeitet, die eine einheitliche Debatte erschweren und die Öffentlichkeit sehr verwirren. Damit werden nicht nur die Themen verwässert, sondern die Bürgerinnen und Bürger können auch Themen wie künstliche Intelligenz, Machine Learning, Digitalisierung und Co nicht wirklich voneinander trennen.

Um wirklich das Beste aus der sich zunehmend automatisierenden Welt zu machen, so der Appell der Bertelsmann Stiftung und von AlgorithWatch, muss gesichert werden, dass die Bevölkerung mitsprechen, mitentscheiden und auch informiert wird. Es muss gemeinsam ein rationaler Blick auf die Möglichkeiten der Technologien geworfen werden, damit man selbstbestimmt einschätzen kann, wo die Vorteile und Nachteile liegen.

Technologie und Automatisierung dürfen nichts sein, was nur Expertinnen und Experten verstehen, sondern es muss ein Thema für die breite Öffentlichkeit werden. Hier – und das ist meine Meinung als Innovation-Profiler und Zukunftsstratege – ist viel Luft nach oben. Mit Medialist Innovation, meinem Podcast und den Workshops, Beratungen und Vorträgen möchte ich jeden Manager, Mitarbeiter und Bürger befähigen sich neuen Technologien und Trends zu nähern. Rational und selbstbestimmt. Erst wenn das möglich wird, kann die Digitalisierung gelingen.

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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