Deutsche Post – ein Kommentar zur German Angst

Das Internet setzt sich nie durch. Der Fernseher lässt uns alle verblöden. Das geschriebene Wort versetzt uns alle zurück in den Barbarenzustand. All diese Prognosen wurden im Laufe der Jahrzehnte zu für uns heute üblichen Alltagssituationen getroffen. In die Reihe der negativen Aussagen reiht sich leider nun auch die Deutsche Post. Postchef Appel zeigt sich kritisch gegenüber den Neuerungen, an denen DHL und Co in den letzten Jahren gearbeitet haben und möchte diese nun stoppen.

Kofferraumzustellung, PostBot (über den ich bereits geschrieben habe) und private Paketkästen. All das und vieles mehr waren Projekte, an denen die letzten Monate gearbeitet wurden. Sie sollten das Leben für die Zusteller, aber auch für den Endkunden einfacher machen. Doch die Vorstöße in die Zukunft finden wohl nun ein Ende, denn Markt und Technik seien noch nicht so weit. Der Mut einen großen Schritt nach in Richtung der Welt von Morgen zu tun war final dann doch ein zu großer Schritt.

 

„Selbst in 20 oder 30 Jahren werden wir noch Menschen als Paketzusteller haben“

 

Es ist nicht so, dass Postchef Frank Appel mit seiner Skepsis Unrecht hätte. Der Markt von dezentraler Zustellung und automatisierten Helfern ist noch ein kleiner und auch die technischen Möglichkeiten sind, Stand heute, noch häufig begrenzt. Doch trotz allem muss mit neuen Formaten experimentiert werden. Das Verschließen vor Innovationen und technischen Neuerungen ist für Unternehmen schnell ein Todesstoß.

 

Mut zum Risiko – auch bei der Deutschen Post ein relevanter Faktor

Leider neigen viele Manager dazu nach ersten Fehlschlägen oder wenig effizienten Anläufen dazu, die Flinte doch schnell ins Korn zu werfen. Auch wenn der Markt von Kunden noch klein ist, nicht alle Autos technisch eine Kofferraumzustellung zulassen und die Robotik Technologie unverhältnismäßig teuer ist, muss sich eine Firma frühzeitig damit beschäftigen und beständig am Ausbau des eigenen Produktportfolios arbeiten. Auch ein Gigant wie die Deutsche Post ist davor nicht gefeit. Die digitale Transformation und die Automatisierung werden jeden treffen. Man muss daher im Kleinen seine Erfahrungen sammeln und diese mit Wachstum des Marktes stetig ausbauen.

Skepsis ist etwas Gutes und hält uns als Unternehmer am Leben, doch sie darf nicht zum Hemmschuh der Wirtschaft und der Entwicklung werden. Im Nachgang an das Interview, welches Frank Appel gab, äußerte sich ein Sprecher des Unternehmens zwar, dass weiter an dem PostBot gearbeitet werden, doch eine klare Aussage, wie es mit dem klugen Helfer, der die Postboten nicht ersetzen, sondern unterstützen sollte, weitergeht gibt es nicht.

Auch die Packstationen, die eigentlich wie eine logische Lösung für die zunehmende Dezentralität und zeitliche Selbstbestimmung der Menschen klingt, wird kritisch beäugt.

 

„Wenn der Service an die Haustür so unbefriedigend wäre, würden doch viel mehr Menschen an Packstationen liefern lassen“

 

Mit 3.000 Paktstationen im Umlauf an sich nicht mal überall möglich und selbst wenn eine Packstation vorhanden ist, sie besticht leider auch nicht durch den besten Service. Viel zu oft ist sie defekt oder voll. Doch auch hier ist die Schlussfolgerung nicht das Projekt einzustellen oder nicht weiter auszubauen. Menschen, gerade in Deutschland, brauchen Zeit um sich an einen neuen Service zu gewöhnen. Viele greifen erst, wenn es für sie notwendig wird, auf einen Service wie die Packstation zurück, doch trotz aller Probleme mit den Stationen, ich würde sie nichtmehr missen wollen.

 

Keine der getroffenen Aussagen ist ein endgültiges aus und unternehmerisch kann ich die meisten Themen völlig nachvollziehen. Als Innovation-Profiler und als Zukunftsstratege jedoch nicht unterstützen. In der heutigen flexiblen und dynamischen Welt braucht es den Mut zum risikofreudigen und offenen führen. Mit ewiger Beobachtung, Abwägung und Skepsis bewegen wir uns nicht in die Zukunft und Deutschland fällt noch weiter im internationalen Rang der Länder zurück. Das Land der Dichter und Denker, der Erfinder und Innovatoren hat leider den Spaß zu experimentieren in vielen Bereichen verloren. Die Deutsche Post ist hier nur ein Beispiel von vielen, doch es beschreibt deutlich unser Problem. Wir müssen uns aktiv darum bemühen die Welt von Morgen zu gestalten. Wir müssen uns bemühen die Welt so zu formen, wie es für uns wichtig ist. Nur so können wir uns in die Zukunft bewegen und unserer Wirtschaft den Anschub geben, den sie benötigt.

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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