Anwendungsbeispiele für Virtual Reality und Augmented Reality im Handel

Virtual Reality und Augmented Reality gewinnen an Fahrt. Auch wenn wir noch weit von einem massentauglichen Einsatz entfernt sind, hat sich in den letzten Jahren eine breite Masse an potenziellen Einsatzmöglichkeiten der Technologie gezeigt. Gerade im Handel können die immersiven Technologien dabei einen Quantensprung im Konsumentenerlebnis bedeuten. In einer Branche, in der das emotionale Markenerlebnis alles ist, führen AR und VR den Kunden noch tiefer in die Markenwelt und helfen dabei, den Händler positiv beim Kunden zu platzieren.

Schaut man sich die verschiedenen Anwendungsbeispiele auf dem Markt an, kann man schnell staunen. Doch Tatsache ist, dass die wenigsten Leute bei sich Zuhause Schuhe anprobieren oder Möbel in den Raum stellen. Gerade das klassische „shopping“ ist noch immer ein Prozess voller Emotionen. Man möchte durch den Laden laufen und entdecken. Doch auch hier können Augmented Reality und Virtual Reality helfen und es wird sogar erwartet. Fast 70% der Verbraucher erwarten sogar, dass die Einzelhändler innerhalb der nächsten sechs Monate eine immersive Anwendung auf den Markt bringen.
Schaut man sich jeden die Handelslandschaft an, wird schnell klar, dass dieses Ziel noch weit entfernt liegt.

 

AR und VR machen Markenerlebnisse zugänglicher

„The North Face: Climb“ 360 Video (Quelle: North Face)

 

Die immersiven Technologien sind in vielen Bereichen bereits angekommen. Sei es in der Touristik, wo Paare vor dem Vertragsabschluss mit dem Reisebüro auf eine virtuelle Hochzeitsreise geschickt werden oder in der Immobilienbranche, in der potenzielle Mieter die Wohnung virtuell statt real betrachten können. Gerade bei emotionalen Produkten, wie Automotive oder Fashion sind immersive Anwendungen mittlerweile angekommen.
In der Westfield Mall konnten Kunden so beispielsweise über Headset die neusten Modekollektionen betrachten. North Face hingegen nutzt die Naturliebe seiner Kunden und schickt sie über VR in den Yosemite Nationalpark, während sie im Geschäft sind. So bekommen die Konsumenten nicht nur Lust auf den nächsten Ausflug, sondern können gleich die passende Outdoor-Ausrüstung im Laden kaufen.

Ob es nun jedoch die virtuellen Probefahrten sind oder das Erleben einer Modenschau oder eines Abenteuertrips, eines wird bei diesen Virtual Reality Beispielen deutlich. Die Technologie eignet sich hervorragend, um Geschichten zu erzählen und die Leute zu fassen. Die Markenemotion kann somit bestmöglich übertragen werden. Sei es Entspannung, wie es Hotelketten für ihre Tourismusangebote vermitteln würden oder Abenteuer, wie es North Face tat. Mit VR heißt es mittendrin statt nur dabei!

 

Verbesserung des In-Store-Erlebnisses

https://youtu.be/u_a-jFzQFgQ

Cisco StyleMe Virtual Fashion Mirror (Quelle: Cisco)

 

Eins der größten Probleme der Einzelhändler heute ist es, die Leute in den Laden zu locken. Onlineshops wie Amazon sind in vielen Kategorien, wie beispielsweise im Elektronikbereich, mittlerweile der Standard Weg für den Einkauf. Der Store muss daher ein einzigartiges Erlebnis bieten, welches zusätzliche Anreize zum Kauf liefert. Glaubt man aktuellen Studien kann Augmented Reality diesen Mehrwert bieten. So heißt es, dass 61% der Kunden Läden bevorzugen, die AR-Erlebnisse anbieten. 40% würden sogar mehr für die Produkte bezahlen, wenn sie die Chance hätten, es durch AR zu erleben.

Doch Augmented Reality am Point-of-Sale hat noch andere Vorteile. So kann man ohne großen Aufwand Produkte dem Kunden zugänglich machen, die aktuell nicht mal vorrätig sind. Mit Hilfe von virtuellen oder „magischen“ Spiegeln können die Kunden mit Hilfe einer Kamera sich selbst sehen und verschiedene Produkte anprobieren, ohne den ganzen Laden nach dem passenden Kleid oder Anzug abzusuchen.

Bei Gefallen gibt es auch bei einigen Anwendungen auch die Möglichkeit „Screenshots“ zu erstellen und diese virtuell mit Nachhause zu nehmen, um über die Kaufentscheidung weiter nachzudenken.

 

Ladenbau mittels Virtual Reality

https://www.youtube.com/watch?v=Pz1uHIfRUx8

Design a better instore experience with virtual reality and macro shelf planning (Quelle: Symphony RetailAI)

 

In einem vorherigen Beitrag habe ich bereits die Vorteile von VR für das Prototyping in der Automobilindustrie hervorgehoben. Doch auch für Händler ist es gerade im Ladenbau ein extremer Mehrwert. In das Ladendesign fließen stets viele Gedanken. Jedes Produkt und jede Kategorie muss strategisch clever gesetzt werden. Ich erinnere mich aus meinem Medien- und Marketingstudium noch an die detaillierten Baupläne, wieso man das Obst im Laden so platziert, wie es steht und welche psychologischen Hintergründe es dabei gibt. Für den Einzelhändler ist daher ein Umbau des Landes nicht nur sehr anlagenintensiv, sondern kostet auch viel Zeit. Mit Virtual Reality kann man dieser Kostenfalle etwas entgehen, indem man vorher jede Eventualität virtuell erprobt und testet. So kann auf innovative Art die Verbraucherakzeptanz getestet werden, ohne dass währen des laufenden Betriebs ständig umgebaut werden muss. Es ist schließlich um einiges günstiger einen virtuellen Laden zu bauen, als umfangreiche Testmärkte zu entwerfen.

 

Bis sich Augmented Reality und Virtual Reality jedoch fest in den Stores der Einzelhändler etablieren wird es noch ein wenig dauern. Wie schon in meinem Buch geschrieben, ist es notwendig, dass Händler einfach den Mut aufbringen etwas Neues zu probieren. Die aufgezeigten Anwendungsbeispiele sind dabei nur einige wenige, die es aktuell auf der Welt gibt. Diese Experimente mit den neuen Technologien sind notwendig, um ihnen zum Durchbruch zu verhelfen.

 

 

Beitragsbild: Cisco

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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