Holoportation – Virtually teleport from one place to another

“Imagine to virtually teleport from one place to another in real time”, so eröffnet Sharam Izadi, Partner Research Manager des Microsoft Research Lab I3D, seiner Produktdemonstration. Im ersten Moment sieht man nichts Besonderes an dem kleinen Raum in dem er sich im Video befindet. Ein Hocker, ein großer Fernseher mit einem 3D-Modell und einige Raumtrenner. So manches Apartment oder modernes Büro sieht nicht viel anders aus. Hinter dem Setting befindet sich jedoch eine bahnbrechende Innovation. Schon nach wenigen Sekunden im Video zeigt er sofort, was es mit dem Wort „Holoportation“ auf sich hat und man ist schnell verleitet an die Hologramme aus Star Wars zu denken.

Hologramme in Star Wars (Quelle: Lucasfilm Ltd.)
Hologramme in Star Wars (Quelle: Lucasfilm Ltd.)

Die Forschungsgruppe I3D – Interactive 3D Technologies – hat eine neue Art der Fernkommunikation entwickelt. Kommunikation über Hologramme. Bisher fanden Hologramme zwar schon erste Anwendung in unserem Leben, sei es bei einem Konzert der verstorbenen Rap Legende Tupac oder zur Optimierung von Lichtschaltern. Was die Wissenschaftler von Microsoft Research in ihrem fünfminütigen Video jedoch vorstellen überschreitet das bisher vorgestellte und eröffnet völlig neue Optionen in den unterschiedlichsten Bereichen von Geschäftswelt und Privatleben. Doch Microsoft wäre nicht Microsoft, hätten sie es nicht bereits in irgendeiner Form leise vorangekündigt. In einem Ted Talk vom Februar 2016 präsentierte Alex Kipman bereits das virtuelle Meeting, Izadi geht nun jedoch ins Detail.

Demonstration der Holoportation (Quelle: Microsoft Research/I3D)
Demonstration der Holoportation (Quelle: Microsoft Research/I3D)

Mit Hilfe der HoloLens (und ja, ich habe erst über eine weitere HoloLens Anwendung geschrieben), können holografische Unterhaltungen in Echtzeit ablaufen. Hierfür entwickelte das Team um Sharam Izadi eine völlig neue Art der 3D-Capture-Technologie und verband diese mit dem eingebauten Tracking-System der HoloLens Kamera.

 

Im Demo-Video zeichneten sechs 3D-Kameras jeden Winkel der im Raum anwesenden Person auf. Anschließend wurde ein Modell berechnet, texturiert und anhand definierter Zielpunkte (in diesem Fall beispielsweise erwähnter Hocker) im Raum positioniert.

 

„Now imagine o use this type of capture technology to interact with family members which are thousands of miles away!“ – Sharam Izadi

 

Die Technologie eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Interaktion; nicht nur Live in Meetings oder Konferenzen, sondern auch zur Speicherung und Archivierung des gesehenen. Holoportation kommt nämlich nicht nur mit einer Echtzeitkommunikation, sondern auch mit der Möglichkeit das Geschehene immer wieder zu erleben. Was man bisher aus Sci-Fi Filmen kannte, wo Tatorte im Nachhinein virtuell rekonstruiert wurden, wird nun Wirklichkeit – in Realgröße oder für den Couchtisch.

Strickt man diesen Gedanken weiter, können Erinnerungen an geliebte Menschen eine völlig neue Art der Aufbewahrung finden die weit über Fotos und Videos hinausgeht. Meetings können problemlos von überall in der Welt stattfinden und trotzdem alle Mitglieder des Vorstandes an einen Tisch bringen und nicht nur auf einen Bildschirm. Kinder können, wie auch im Demo-Video von Izadis Tochter demonstriert, besser mit ihren Eltern über weite Distanzen sprechen und ihnen sogar Dinge zeigen.

Jedoch gibt es noch ein wenig Feinarbeit auf Seiten Microsofts. Die HoloLens bietet bisher nur ein eingeschränktes Sichtfeld, was dafür sorgen könnte, dass das Hologramm im Raum schwebend und unrealistisch erscheint. Schon im Video sieht man einige Fragmente in der Komposition des gerenderten Modells und gewisse zeitliche Verzögerungen – doch trotz allem ist das bisher nie dagewesen.

Das Video gibt es hier:

Demo-Video Holoportation (Quelle: I3D)

 

Innovations-Profil

Holoportation hebt die Kommunikation über weite Distanzen auf ein ganz neues Level, welches Skype und Co. bisher nur ansatzweise erfüllen können. Die technische Neuerung ist eine Folgeinnovation aus der sich immer schneller entwickelnden 3D-Capturing Software und eine Folge der sich immer schneller entwickelnden Augmented- und Virtual Reality-Technologie.

Dabei ergeben sich folgende Innovationsmerkmale:

Innovations-Profil: Holoportation

Holoportation ist etwas neues. Auch wenn es bereits erste Versuche im Hologramm Bereich gab, erreicht diese Umsetzung, trotz einiger angesprochener Schönheitsfehler, einen hohen Grad der Detail- und Zeittreue. Daher fällt die Bewertung der Neuartigkeit hoch aus.

Trotz eines hohen Neuartigkeitsgrads der Innovation ist die Face-to-Face Kommunikation über virtuelle Kanäle nichts Neues für die Nutzer und die Unsicherheit daher eher gering. Skype, Facebook und weitere Video-Chat-Programme senken die Berührungsängste mit dieser Art der Kommunikation. Das natürliche und beinahe spielerische Verhalten von Sharam Izadis Tochter im Video zeigt, dass es sprichwörtlich „kinderleicht“ ist sich in die Situation einzufinden. Ungewohnt kann jedoch das Tragegefühl der HoloLens sein, die sich bei längerem Tragen, ersten Testberichten zufolge, als äußerst belastend erweist.

Die Komplexität der Holoportation ist nach aktuellem Stand noch ein Mysterium. Anwendungen mit solcher Genauigkeit werden nicht nur hohe Datenraten benötigen, sondern auch bisher unbekannte Mengen an Rechenkapazität. Wie die Steuerung der 3D-Kameras funktioniert und in welchen Winkeln diese installiert werden müssen um eine optimales Ergebnis zu erzielen steht dabei, ebenso wie der Preis, noch in den Sternen. Aufgrund all dieser Ungewissheiten wird die Komplexität als äußerst hoch eingestuft.

Konflikte wird es voraussichtlich bei der Einführung der Technologie geben, sowohl technischer als auch persönlicher Art. Technisch wird es sich zunächst, ähnlich alten Video-Meeting-Systemen, auf einen Raum beschränken müssen. Bis es für den Privathaushalt, möglich wird, muss wohl noch mehr Zeit vergehen. Somit ist die Botschaft die Microsoft an Familien und Privatpersonen mit dem Video sendet zwar nett gemeint, jedoch voraussichtlich noch nicht sofort umsetzbar.

Fazit: Das Team von I3D hat etwas geschaffen, wovon Autoren seit Jahren träumen; die Kommunikation über Hologramme. Es wird sich zeigen müssen, wie die technischen Voraussetzungen sich entwickeln und wie man die Kameratechnologie optimieren kann um handlicher und konsumententauglich zu werden. Aktuell sind es jedoch wichtige Grundsteine in eine Richtung, die die Art der Videokommunikation für immer verändern wird.

 

Weitere Informationen gibt es hier:
Microsoft Research
Interactive 3D Technologies

 

Beitragsbild: Microsoft Research / I3D

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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