Hybride Arbeit – Chance oder Herausforderung in der Arbeitswelt 4.0?

2020 war das Jahr, in dem sich in der Arbeitswelt einiges verändert hat. Durch die Pandemie und die damit gestarteten Veränderung in der Art, wie Mitarbeitende arbeiten, kam es zu einer enormen Beschleunigung der Digitalisierung am Arbeitsplatz. Eine aktuelle Studie des ifo Instituts zeigt dabei, dass sich die Home Office Nutzung unter Vollzeitbeschäftigten in Deutschland auf durchschnittlich 1,4 Tage pro Woche eingependelt hat. „Nie zuvor hat irgendein Ereignis in so kurzer Zeit derart umfassend das Arbeitsleben umgekrempelt“, sagte Mathias Dolls, einer der Autoren der Studie, über die Ergebnisse der Erhebung in Bezug auf die Pandemie.

Das Wort „Hybrid“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „von zweierlei Herkunft“. Besser beschreibend kann ein Wort für die neue Arbeitswelt, in die wir gerade reinsteuern, gar nicht sein. Hybrides Arbeiten bezeichnet sowohl das Arbeiten im Büro, als auch die Arbeit im Home Office, Co-Working Space oder Café. Hybrid bedeutet nicht das Ende der Teamarbeit oder eine vollständige Abkapslung vom Unternehmen, sondern vielmehr ein Umdenken in der Art, wie Arbeit funktionieren kann. Man ist immer noch ein Team, nur nicht zwingend an einem Ort. Digitale Werkzeuge und Kanäle helfen die Distanz zu überwinden und so analog und digital miteinander zu verschmelzen.

Diese neue Art der Arbeit bringt viele Vorteile, denn sie vereint das Beste aus der analogen und der digitalen Welt. Zum einen können Unternehmen durch flexible und hybride Arbeitsmodelle dauerhaft Kosten sparen und ihr Team durch neue Konstellationen langfristig auch krisensicher aufstellen. Außerdem bietet die hybride Arbeit einen enormen Vorteil im „Krieg um die Talente“, denn die Möglichkeit individuelle Faktoren der einzelnen Mitarbeitenden zu berücksichtigen steigert die Attraktivität als Arbeitgeber enorm und sorgt für eine bessere Mitarbeitenenloyalität.

Doch trotz aller Vorteile ist das hybride Arbeiten keine einfache Aufgabe und fordert eine hohe Flexibilität von Unternehmen, IT und Büroausstattung. So schön es ist, dass dabei zwei Arten von Arbeitskräften zusammenkommen, so herausfordern ist es sie alle gleich zu behandeln und nicht den Leuten vor Ort oderb denen im Digitalen den Vorrang zu geben. Hybrid bedeutet nun mal, dass ein Team ortsunabhängig das gleiche (Team-)Erlebnis hat. Geschieht dies nicht, kann es zu Konflikten innerhalb des Unternehmens kommen. Außerdem muss man die Flexibilität innerhalb des hybriden Systems möglichst hoch ansetzen, denn nur weil einige Leute gerne im Home Office arbeiten, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht trotzdem gelegentlich zurück ins Büro kommen möchten.

Das hybride Arbeitssystem stellt sicher, dass die Organisation, die es einsetzt, die besonderen Vorteile genießt, die mit dem System der Fernarbeit einhergehen. Doch welche Vorteile bringt das hybride Modell nun mit sich? Im Home Office, so die Erkenntnisse der letzten Jahre, genießen die Mitarbeitenden eine hohe Flexibilität bei der Arbeit, außerdem werden Arbeitskosten verringert und die Work-Life-Balance wird besser berücksichtigt. Doch wenn das virtuelle Arbeiten so toll ist, weshalb dann überhaupt zurück ins Büro gehen? Das traditionelle Arbeitssystem bringt ebenfalls seine Vorteile mit sich, wie beispielsweise die Interaktion und Kreativität, die in einem Team entsteht, welches persönlich zusammenarbeitet. Im richtigen Maße eingesetzt bringt diese Koexistenz der Vorteile des analogen und digitalen Arbeitens einen Vorteil für die Unternehmen und die Mitarbeitenden gleichermaßen.

Doch gibt es eine einheitliche Definition wieviel analog und wieviel digital für die Mitarbeitenden richtig ist? Es gibt Unternehmen, die es ihren Angestellten ermöglichen ihre virtuelle Arbeitszeit auf bis zu 100 Prozent anzuheben. Das alles muss natürlich vertraglich geregelt werden und dem Unternehmenszweck und der Arbeit entsprechen, doch der Kreativität am digitalen Arbeitsplatz sind nicht zwingend Grenzen gesetzt. Unternehmen, die eine solche Flexibilität für ihre Mitarbeitenden an den Tag legen wollen, sollten alles genau vertraglich dokumentieren und die hybriden Arbeitsvereinbarungen, besonders in Bezug auf Ort und Zeit festhalten. Dazu gehören auch Höchstdauer der Fernarbeit und mögliche geografische Einschränkungen, wo sich der Fernarbeitsplatz befinden darf.

Allein diese zusätzlichen Definitionen zeigen, dass hybride Modelle den Arbeitgeber vor kritische organisatorische Herausforderungen im Zusammenhang mit der reibungslosen Verbindung von Vor-Ort- und Fernarbeitern stellt. Schließlich sollen im Fokus der neuen Arbeitsmodelle sowohl Personen, Unternehmen, als auch Aufgaben stehen.

Insbesondere die Studie der OECD von 2021 berichtet, dass zwar sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmende nach der Pandemie eine stärkere Nutzung der Remote Arbeit erwarten, aber nur relativ wenige Mitarbeitende in komplett digital arbeiten werden. Das Hybridmodell kann daher sehr attraktiv für die Zukunft der Arbeit sein, um die individuellen Anforderungen der Mitarbeitenden aufzugreifen. Wenn dieses Konzept richtig eingesetzt wird, können negative Aspekte der remote Arbeit, wie zum Beispiel die erschwerte Zusammenarbeit und Vernetzung, die geringere Interaktion und mögliche Folgen für die langfristige Karriereentwicklung, vermieden werden, während gleichzeitig eine bessere Work-Life-Balance erreicht wird. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Arbeitnehmer, die häufiger im Home Office sind, weniger oft krank sind und länger am Arbeitsplatz bleiben.

Besonders der bereits erwähnte Trend der Work-Life-Balance spielt im hybriden Büro eine große Rolle. Mit der steigenden Lebensqualität, sind Mitarbeitende zufriedener und die besonders nach Corona stark gestiegene Fluktuationsrate sinkt wieder. Um dies jedoch zu ermöglichen, braucht es Prozesse, die gut verwaltet und durchdacht sind, damit die für die tägliche Arbeit benötigten Ressourcen denen im Büro ähneln und der Informationsfluss stets transparent und effizient abläuft.

Was haltet ihr aber von dem Trend der hybriden Arbeit? Ist es die Zukunft der Arbeit oder eher ein Hindernis auf im Arbeitsalltag? Schreibt es mir in die Kommentare.

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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