In den letzten Wochen ist eine bemerkenswerte Veränderung im Verhalten des von OpenAI entwickelten Chatbots GPT-4 zu beobachten. Benutzer des ChatGPT-Plus-Dienstes melden, dass das sonst so leistungsfähige KI-Modell auffallend knappe und unvollständige Antworten liefert. Diese Entwicklung hat sowohl Verwirrung als auch Faszination ausgelöst.
Anfänglich wurden diese Verhaltensänderungen als „Faulheit“ des Chatbots interpretiert, was zu einer Mischung aus Spott und Besorgnis unter den Nutzern führte. Überraschenderweise äußert sich das Modell bei Nachfragen oft ausweichend oder entschuldigend, was für eine KI ungewöhnlich ist.
OpenAI hat diese Beobachtungen bestätigt. „Wir haben euer Feedback zu GPT-4s zunehmender Trägheit wahrgenommen“, teilte das Unternehmen mit, wie 1E9 in einem Artikel zititiert. Selbst der OpenAI-Entwickler Will Depue räumte ein, dass das trotzige und träge Verhalten des Modells ein echtes, aber unerklärliches Problem darstellt. Die letzte Aktualisierung des Modells erfolgte am 11. November, und einige Nutzer vermuten, dass die Probleme bereits davor begannen.
In einem interessanten Ansatz zur Problemlösung haben einige Nutzer versucht, ChatGPT durch kreative Methoden zu „motivieren“. Dazu gehören das Anbieten von Trinkgeldern oder das Betonen der Wichtigkeit einer Anfrage für die eigene Karriere. Bemerkenswerterweise scheinen solche Ansätze die Leistung des KI-Modells zu verbessern. Andere Nutzer experimentieren mit den „Benutzerdefinierten Anweisungen“, um ChatGPT ein falsches Datum vorzugaukeln, in der Hoffnung, damit die Probleme zu lösen.
Diese Vorkommnisse haben zu einer faszinierenden Hypothese geführt: Könnte GPT-4 tatsächlich an einem „digitalen Winterurlaub“ leiden? Diese Theorie basiert auf der Annahme, dass das Modell menschliches Verhalten emuliert, einschließlich der saisonalen Antriebslosigkeit, die viele Menschen gegen Jahresende erleben. Einige Nutzer verweisen darauf, dass ChatGPT selbst die Winterzeit als eine weniger produktive Periode beschreibt.
Rob Lynch, ein Entwickler, testete diese Hypothese, indem er ChatGPT mit zwei verschiedenen fixierten Monaten konfrontierte und die Antworten verglich. Tatsächlich lieferte das Modell für den Dezember kürzere Antworten als für den Mai. Jedoch fanden andere Forscher wie Ian Arawjo in ihren Tests keine signifikanten Auffälligkeiten.
Trotz dieser ungelösten Rätsel zeigen Studien, dass Sprachmodelle auf emotionale Stimuli wie Zuspruch oder Druck reagieren und dadurch bessere Inhalte generieren können. Wie ArsTechnica berichtet, könnte dies bedeuten, dass Nutzer momentan gezwungen sind, ChatGPT mit einer Mischung aus Zuspruch und Druck zu „motivieren“.
Die Situation um GPT-4 bleibt ein faszinierendes Phänomen. Es wirft Fragen auf, die weit über technische Probleme hinausgehen und tief in die Dynamik der Mensch-KI-Interaktion eintauchen. In der Zwischenzeit bleibt die Gemeinschaft der Technologie-Enthusiasten und KI-Forscher gespannt auf weitere Entwicklungen und Erkenntnisse in diesem unerwartet menschlichen Kapitel der künstlichen Intelligenz.
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