Warum Unternehmen keine Disruption brauchen, um innovativ zu sein

In seinem Buch „Disruptive Thinking“ fasst es Bernhard von Mutius sehr schön zusammen: „Ein Gespenst geht um in Europa: die Disruption.“ Mir geht es selbst oft auf Workshops oder in Beratungen so, dass die Leute sich die große Disruption wünschen, gleichzeitig verunsichert sind, was sie da genau möchten. Unsere Unternehmen sind sich nichtmehr sicher, was sie wirklich brauchen und was sie denken zu brauchen.

Disruption, ein Wort, welches man immer wieder auf Tech- und Innovationskonferenzen hört und welches unsere Welt, so wirkt es jedenfalls, auf den Kopf gestellt hat. Disruption wird oft mit der Startup Szene in einem Atemzug genannt, da die Gründerinnen und Gründern so einige Branchen wirklich aufgerüttelt haben; doch es ist kein exklusives Gut für die Jungunternehmer. Jeder kann Disruptor sein, doch nicht jede Branche und nicht jedes Unternehmen ist zur großen, radikalen Innovation geeignet.

Es ist nicht zu leugnen, dass in einer Welt, die immer schneller und dynamischer wird, ein neues Denken und Handeln nötig ist. Doch ob sich diese Veränderung immer mit Disruption beschreiben lässt, möchte ich bezweifeln. Nicht jede Veränderung muss „weltbewegend“ und „branchenzerrüttend“ sein. Es gibt auch die kleinen Veränderungen in einem Unternehmen oder einem Industriezweig, die große Bedeutung für die Zukunft haben können.

Müssen wir also eine Disruption in unserem Unternehmen suchen und Angst davor haben, dass wir überholt werden? Einige Kollegen würden sicher „ja“ sagen, doch ich bin der Meinung, dass es immer eine Innovation braucht, die zu einem Unternehmen passt. Es braucht Entwicklungen, die das Geschäftsmodell voranbringen und wirkliche Mehrwerte beim Kunden oder Mitarbeiter schaffen.

Sollten wir daher unser Denken nochmals hinterfragen. Braucht es eine Unternehmenswelt die radikal, disruptiv und anders ist? Ich denke, wir sollten Innovationen eher so betrachten, wie es in einigen Unternehmen und Ländern bereits heute geschieht.

Innovationen sollten nicht als radikal, disruptiv und anders kommuniziert werden. Auch wenn die Presse und die Investoren es lieben, wenn Startups so sprechen, macht es den Mitarbeitern von traditionellen Unternehmen, die neue Wege gehen wollen, eher Angst. Die Worte „radikal“ und „anders“ sind nicht unbedingt die Favoriten im Ohr des etwas veränderungsscheuen Mitarbeiters. Wenn es daher um Veränderungen geht, ist es wichtiger den Mehrwert zu zeigen. Aufzuzeigen, dass es „dumm wäre, es nicht zu nutzen“.

Dann können wir als Unternehmer nämlich vorangehen und haben keine Angst vor dem Schreckgespenst der Disruption, sondern werden von einem Geist der Inspiration und Innovation beflügelt. Das jedoch fängt mit der Offenheit eines jeden Einzelnen von uns an. Wir müssen uns aktiv mit neuen Technologien beschäftigen und Chancen in Prozessen und Aspekten sehen, die im ersten Moment vielleicht nichts mit unserem Kerngeschäft zu tun haben. Wir müssen auf die Mitarbeiter hören und ihre täglichen Probleme und Herausforderungen identifizieren. Wir müssen in die Reflexion gehen, um aus der Vergangenheit zu lernen.

Das sind die Learnings, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, die ich in meiner Beratung nutze und die ich mit Ihnen und Euch teilen möchte. Mit der Offenheit und einem Fokus auf das Wesentliche, kommen wir viel schneller als Ziel, als wenn wir um jeden Preis eine Branche aus den Fugen heben wollen.

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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