Nach dem Grundsatz des Omnichannel-Handels ist es erstrebenswert, den Konsumenten an jedem Ort zu gewinnen, an dem er sich befindet. In einer Welt voller Bilder, Informationen und multisensorischer Eindrücke sind die Konsumenten meist regelrecht überflutet. Die Herausforderung für den Händler ist es somit, aus der Masse hervorzustechen und aufzufallen. Mit der steigenden Verbreitung von Smartphones und Tablets haben Händler heute die Möglichkeit, Kunden außerhalb der stationären Filialen anzusprechen und die Out-of-Home-Angebote mit den anderen Verkaufskanälen nahtlos zu verknüpfen.
Eine Möglichkeit ist hierbei das Mobile Tagging mittels QR- oder Barcodes. Dabei handelt es sich um die Verknüpfung realer Gegenstände mit digitalen Informationen. Produkte, Plakate, Flyer oder sonstige mit Tags ausgezeichnete Objekte werden mithilfe der im Smartphone eingebauten Kamera gescannt und die im Marker verschlüsselten Informationen verarbeitet. Dies ist besonders an den Orten praktisch, an denen der Konsument zum Impulskauf verleitet werden kann.
„Impulskäufe finden dort statt, wo man sie am wenigsten vermutet – beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit, im Fußballstadion oder an öffentlichen Plätzen innerhalb der Stadt.“ – Celko, M./Gábor Jánszky
Dabei spielen besonders unkonventionelle Maßnahmen eine zentrale Rolle. Da Konsumenten an diesen Orten keine Kaufimpulse erwarten, lassen sie sich viel mehr auf das Erlebnis ein als in einem Einkaufscenter oder einer Shopping-Passage, wo sie von allen Seiten mit Verlockungen und Angeboten konfrontiert werden.
Die britische Supermarktkette Tesco hat sich diesen Herausforderungen gestellt und den vernetzten Kunden ein mobiles Einkaufserlebnis ermöglicht, während sie auf den Zug warten. Mittels QR-Codes auf flächendeckenden Plakaten an den U-Bahn-Sicherheitsgläsern , die optisch an Supermarktregale angelehnt wurden, ermöglichte es Tesco, den Pendlern während des Wartens auf die U-Bahn einzukaufen. Ort des Experiments war Südkorea, da das Land statistisch gesehen die meisten Pendler und die längste Wartezeit am Bahnhof aufwies.
Tesco Homeplus Virtual Subway Store in South Korea (Quelle: Tesco)
Mit der Erweiterung der Tesco-„Homeplus“-App ermöglichte die Supermarktkette 2011 erstmals den Einkauf mittels QR-Codes. Die Tags, die unter den abgebildeten Produkten angebracht sind, können von Kunden bequem während der Wartezeit gescannt und wie beim Online-Handel in den virtuellen Warenkorb gelegt werden. Tesco kümmert sich nun stationär um die Zusammenstellung der gewünschten Artikel und liefert diese kostenfrei zum angegebenen Wunschtermin an die hinterlegte Adresse.
Mit dieser Aktion gelang es Tesco innerhalb von drei Monaten, den Online-Umsatz in Südkorea um 130 % zu erhöhen und 67 % mehr registrierte Mitglieder für ihre Smartphone-Anwendung zu verzeichnen. Mittlerweile hat Tesco die Idee der virtuellen Stores weiter ausgebaut und bietet Kunden auch Shops an Bushaltestellen und anderen öffentlichen Plätzen an.
„Tesco“ Out-of-Home Omnichannel Trend-Profil
Das Profil zeigt, dass sich diese Art einer Out-of-Home-Anwendung besonders für die Ansprache von Nutzern an öffentlichen Orten eignet. Erweiterungsmöglichkeiten der Tesco-Kampagne bietet beispielsweise der Einsatz von Augmented Reality, das die Möglichkeit, die Produkte von allen Seiten vor dem Kauf zu betrachten, schafft oder ergänzende Informationen liefert.
Als weitere Alternative zum Tagging mittels QR-Codes wären auch die sogenannten Location-Based Services denkbar, bei denen Kunden individualisierte Angebote und Produktinformationen auf das Smartphone gesendet bekommen, wenn sie sich innerhalb eines bestimmten Radius der Filiale befinden. Deutsche Einzelhändler haben heute, wie das aufgeführte Beispiel von Tesco zeigt, viele Möglichkeiten, Kunden auch außerhalb des stationären Handels kreativ und innovativ anzusprechen.
Beitragsbild: Lildoremi.org