Der Aufstieg des cybernetischen Teamkollegen: Wie Künstliche Intelligenz Teamarbeit neu definiert

Eine neue Studie, durchgeführt von renommierten Forscherinnen und Forschern der Harvard Business School, der Wharton School und von Procter & Gamble, zeigt: Künstliche Intelligenz ist nicht länger nur ein Werkzeug. Sie kann ein echter Teamkollege sein – ein sogenannter cybernetischer Teamkollege, der Leistung steigert, Expertise demokratisiert und sogar emotionale Verbundenheit schafft.

Die groß angelegte Feldstudie mit 776 Fachkräften bei Procter & Gamble simulierte reale Innovationsprozesse und verglich vier Arbeitsszenarien: Einzelpersonen ohne KI, Teams ohne KI, Einzelpersonen mit KI und Teams mit KI. Das Ergebnis ist revolutionär: Einzelpersonen, die mit KI arbeiteten, lieferten Ergebnisse auf dem Qualitätsniveau traditioneller Teams. Damit ersetzt KI nicht nur menschliche Unterstützung, sie ermöglicht Menschen, über sich hinauszuwachsen – auch ohne ein Team.

Doch die Studie geht weit über die reine Leistungsbetrachtung hinaus. Sie dekonstruiert das klassische Verständnis von Zusammenarbeit. Traditionell bringt Teamarbeit drei Dinge: höhere Leistung, gebündelte Expertise und menschliche Verbindung. Die Studie zeigt, dass generative KI – insbesondere Sprachmodelle wie GPT-4 – all diese Rollen übernehmen kann.

Ein besonders bemerkenswerter Effekt war die Auflösung funktionaler Silos. Ohne KI lieferten Fachexpertinnen und Fachexperten meist Vorschläge aus ihrer gewohnten Disziplin: Forschung und Entwicklung tendierte zu technischen Ideen, der Bereich Marketing zu marktorientierten Ansätzen. Mit KI verschwand diese Trennlinie. Alle entwickelten ganzheitlichere Lösungen. Die KI wirkte wie ein Brückenbauer zwischen den Disziplinen.

Auch emotional hatte der Einsatz von KI überraschend positive Auswirkungen. Die Teilnehmenden fühlten sich motivierter, berichteten über mehr Begeisterung und weniger Frustration – ein klarer Widerspruch zur weitverbreiteten Angst, KI entmenschliche die Arbeit. Im Gegenteil: Die Forschenden sprechen von einer sozialen Intelligenz der KI, die selbst bei Einzelarbeit eine Art kollegiale Atmosphäre schaffen kann.

Besonders eindrucksvoll: Teams mit KI erzielten deutlich häufiger Spitzenergebnisse. Die Kombination aus menschlicher Zusammenarbeit und KI-Unterstützung scheint ein Innovationsbooster zu sein. Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen Unternehmen daher, ihre Teamstrukturen grundsätzlich zu überdenken. Vielleicht braucht es künftig weniger, dafür gezielter zusammengesetzte Teams – ergänzt durch Künstliche Intelligenz.

Natürlich bleiben Fragen offen. Welche langfristigen Auswirkungen hat KI auf Vertrauen, Lernprozesse und menschliche Rollen? Wird sie Wissen wirklich verankern oder nur kurzfristig ersetzen? Doch das Potenzial ist deutlich: KI als Mitdenkerin, als Ideengeberin, als Motivatorin – nicht als Ersatz des Menschen, sondern als Verstärkung.

Diese Studie zeigt: Die Zukunft der Arbeit ist nicht Mensch gegen Maschine, sondern Mensch mit Maschine. Und diese neue Art der Zusammenarbeit ist nicht nur effizienter – sie fühlt sich auch besser an. Ein ermutigender Ausblick auf eine Arbeitswelt, in der Technologie und Menschlichkeit keine Gegensätze mehr sind.

Beitragsbild: OpenAI ChatGPT

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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