Apple und die AR-Krise: Fehlt die Vision für die Zukunft?

Apple steht für Innovation – doch der Rückzug aus der Augmented-Reality-Branche deutet auf eine seltene Orientierungslosigkeit hin. Laut Berichten hat das Unternehmen sein geheimes AR-Brillen-Projekt mit dem Codenamen N107 eingestampft und überlässt damit Meta das Spielfeld. Die große Frage lautet: Hat Apple noch eine klare Strategie für die Zukunft von AR und VR?

Ein ambitioniertes Projekt scheitert an der Realität

Die geplanten AR-Brillen sollten digitale Informationen direkt in das Sichtfeld der Nutzer einblenden und damit eine alltagstaugliche Alternative zu klobigen Headsets bieten. Doch technische Herausforderungen führten zum Stillstand. Erste Tests zeigten, dass die Rechenleistung die Akkulaufzeit eines iPhones rasant aufbrauchte. Apple versuchte, die Brillen mit Macs zu koppeln – doch auch hier blieb die Performance hinter den Erwartungen zurück. Nun hat Apple das Projekt offenbar endgültig beerdigt – eine indirekte Eingeständnis, dass eine marktreife Lösung in absehbarer Zeit nicht machbar ist.

Vision Pro: Eine technische Meisterleistung ohne Publikum?

Die Entscheidung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt: Apples Vision Pro-Headset, das 2023 mit viel Aufsehen vorgestellt wurde, konnte den Markt nicht erobern. Trotz beeindruckender Technologie fehlten überzeugende Anwendungsmöglichkeiten – und mit einem Preis von 3.499 Dollar blieb es für die meisten unerschwinglich. Die Verkaufsprognosen wurden 2024 mehrfach nach unten korrigiert, zuletzt auf gerade einmal 500.000 Einheiten.

Während Apple ins Straucheln gerät, setzt Meta auf eine andere Strategie – mit Erfolg. Die Ray-Ban Smart Glasses verkauften sich 2024 über eine Million Mal. Der größte Unterschied: ein Preisschild von 300 Dollar statt mehreren tausend. Natürlich steckt auch hinter Metas AR-Sparte ein finanzielles Risiko – das Unternehmen verbuchte 2024 Milliardenverluste – doch der Ansatz, erschwingliche Wearables frühzeitig in den Markt zu bringen, könnte sich langfristig auszahlen.

Meta treibt den Wettlauf um AR voran

Meta bleibt fest entschlossen, AR zum Massenprodukt zu machen. CEO Mark Zuckerberg spricht gar von einer Zukunft mit „Milliarden KI-gestützter Brillen“. Ob das Realität wird oder übertriebener Optimismus ist, bleibt offen. Doch mit neuen Modellen wie den kommenden Hypernova Smart Glasses und einer sportlichen Oakley-Variante zeigt Meta, dass es weiterhin massiv in tragbare Technologie investiert.

Apple zwischen Neuorientierung und Rückzug

Ganz verabschieden wird sich Apple wohl nicht aus dem Bereich. Laut Berichten testet das Unternehmen neue Wearables, darunter eine AirPods-Version mit integrierten Kameras sowie mögliche Nachfolger für das Vision Pro. Doch diese Ideen wirken eher wie Experimente als eine ausgereifte Strategie.

Derzeit scheint Apple eine Pause einzulegen, um den eigenen Kurs neu zu bestimmen. Die entscheidende Frage bleibt: Wird es eine bahnbrechende neue AR-Technologie präsentieren – oder sich still aus dem Wettbewerb zurückziehen? In einer Branche, die von Visionen lebt, muss Apple bald beweisen, dass es noch eine hat.

Beitragsbild: Apple

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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