Mit der Eröffnung neuer Standorte in Paris und München unterstreicht das US-amerikanische KI-Unternehmen Anthropic seinen Anspruch, auch auf dem europäischen Markt eine Schlüsselrolle zu spielen. Die Expansion ist mehr als nur eine geografische Erweiterung – sie ist ein strategisches Bekenntnis zur langfristigen Mitgestaltung der europäischen KI-Zukunft.
Innerhalb kurzer Zeit hat sich die Zahl der Mitarbeiter im EMEA-Raum verdreifacht, ein klares Signal für den Aufbau lokaler Strukturen. Die neuen Büros ergänzen bestehende Standorte in London, Dublin und Zürich und richten sich gezielt an europäische Wirtschaftszentren. Ziel ist es, regionale Kunden näher zu betreuen, technische Anforderungen besser zu adressieren und regulatorischen Erwartungen gerechter zu werden.
Für europäische Unternehmen bringt das handfeste Vorteile: Claude, das Sprachmodell von Anthropic, wird bereits von Konzernen wie BMW, SAP, Sanofi oder L’Oréal für Aufgaben wie Softwareentwicklung oder Datenanalyse genutzt. Der Zugang zu lokalem Support, europäisch angepassten Sicherheitsstandards und auf den Markt zugeschnittenen Lösungen wird nun deutlich erleichtert. Laut Anthropic hat sich die Zahl der Großkunden mit einem Umsatz von über 100.000 Dollar pro Jahr allein im letzten Jahr mehr als verzehnfacht.
Parallel zum wirtschaftlichen Aufschwung wächst auch die politische und regulatorische Bedeutung. Mit dem bevorstehenden Inkrafttreten des EU AI Act wird eine physische Präsenz in der EU zur Grundvoraussetzung für alle Anbieter, die ernsthaft auf dem europäischen Markt mitspielen wollen. Anthropic nutzt den Moment, um sich aktiv als sicherheitsorientierter Partner zu positionieren – mit Fokus auf Datenschutz, Transparenz und enge Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden.
Dabei setzt das Unternehmen nicht nur auf technische Exzellenz, sondern auch auf Personal: Für das europäische Führungsteam rekrutierte Anthropic gezielt Expertinnen und Experten aus Unternehmen wie Google, Slack oder Salesforce. Die Botschaft ist klar: Europa soll nicht bloß Absatzmarkt sein, sondern ein Ort technologischer Mitgestaltung.
Auch geopolitisch hat die Expansion Gewicht. Während US- und chinesische Anbieter um Einfluss auf Europas KI-Zukunft ringen, bringt sich Anthropic in Stellung – als dritter großer Akteur neben OpenAI und Google. Der Standort Paris wird dabei als Forschungshub mit KI-politischer Strahlkraft gesehen, München hingegen als Brücke zu Industrie, Regulierung und Mittelstand. Beide Städte profitieren durch neue Jobs, Forschungsinitiativen und gestärkte Sichtbarkeit im globalen KI-Wettbewerb.
Anthropic positioniert sich damit nicht nur als Technologieanbieter, sondern als strategischer Partner Europas bei der Gestaltung von „sicherer“ und regulierter KI. Das Potenzial ist groß: für Unternehmen, die moderne KI-Systeme einsetzen wollen, ohne rechtliche oder ethische Grauzonen zu betreten. Und für einen Kontinent, der sich die digitale Souveränität nicht aus der Hand nehmen lassen will.
Die Expansion ist kein symbolischer Schritt – sie verändert, wie und wo KI in Europa künftig entwickelt, reguliert und genutzt wird.

