Ein Browser, der nicht nur Webseiten anzeigt, sondern gleich mitdenkt, plant, zusammenfasst und handelt – was noch vor wenigen Jahren wie Science-Fiction klang, ist mit Comet, dem neuen KI-Browser von Perplexity, Realität geworden. Seit Kurzem ist die Software für alle Nutzer kostenlos verfügbar – ein deutliches Signal in Richtung Google Chrome, Microsoft Edge und die junge Konkurrenz im KI-Browsing-Segment. Doch was genau kann Comet – und ist er wirklich der „Agent fürs Web“, als der er beworben wird?
Ein Browser, der mehr macht als browsen
Technisch basiert Comet auf Chromium – der gleichen Grundlage wie Chrome oder Edge. Der entscheidende Unterschied liegt in der Art, wie künstliche Intelligenz integriert wird: Sie ist kein Plugin, kein Add-on, sondern tief in jede Funktion eingebettet. Bereits die Startseite öffnet sich als Dialog mit einem Chatbot. Per Sidepanel kann die KI auf jeder Website aktiviert werden – um Texte zu erklären, Inhalte zu strukturieren, E-Mails zu beantworten, Kalender zu organisieren oder gar Buchungen und Formulare automatisch auszufüllen.
Der Clou: Die KI ist nicht passiv. Sie versteht Nutzerabsichten, kombiniert Suchprozesse mit Handlungsschritten und kann Ergebnisse selbstständig verdichten. Wer etwa eine Reise plant, erhält nicht nur Flugverbindungen, sondern direkt Vorschläge inklusive Vergleich, Preisübersicht, Link und Buchungsdialog.
Agentische KI in der Praxis
Im Zentrum steht die „agentische“ Funktionsweise – also KI, die selbstständig agiert und Aufgaben abarbeitet, statt nur passiv Informationen zu liefern. Das ist keine Kleinigkeit: Comet kann mehrere Tabs kontextbezogen analysieren, Inhalte zusammenführen, Fragen beantworten, Quellen bewerten – und auf Wunsch ganze Prozesse durchführen. So verschwimmen Grenzen zwischen Browser, Suchmaschine, Assistent und Automatisierungstool.
Besonders nützlich: Webseiten können per Klick in Audioform zusammengefasst oder vorgelesen werden. Zudem gibt es einen personalisierten „Discover Feed“, der relevante Informationen basierend auf vorherigem Verhalten vorschlägt.
Kostenlos – aber mit Upgrade-Option
Die Kernfunktionen von Comet sind kostenlos: Recherche, Zusammenfassungen, das KI-Panel und einfache Assistenten stehen allen offen. Wer tiefer einsteigen will, kann kostenpflichtige Versionen wie „Comet Plus“ oder „Comet Max“ buchen. Diese bieten unter anderem Zugriff auf Premium-Nachrichtenquellen, leistungsstärkere Agenten, sowie tiefe Kalender- und E-Mail-Integration für den Business-Alltag.
Wo Comet überzeugt – und wo nicht
Stärken:
- Tiefe KI-Integration in jedem Tab
- Kontextverständnis und Aufgabensteuerung
- Schnelle Reaktion, geringere Ladezeiten als vergleichbare KI-Browser
- Audiozusammenfassungen und personalisierte Feeds
- Plattformübergreifend (Windows, Mac, mobile bald)
Schwächen:
- Hoher Ressourcenverbrauch bei komplexen Aufgaben (RAM, CPU)
- Agenten teilweise fehleranfällig bei verschachtelten Prozessen
- Kritische Datenschutzfragen bei tiefem KI-Zugriff auf E-Mails, Kalender und Formulare
- Gelegentliche Übersetzungsprobleme oder unklare UI-Elemente
Datenschutz als Knackpunkt
Comet ist so hilfreich, wie er potenziell riskant ist: Wer der KI erlaubt, in Mails, Formulare oder Kalender einzugreifen, gibt sehr viele Rechte aus der Hand. In Tests zeigte sich: Unklare Anweisungen können zu Fehlaktionen führen – etwa dem Löschen von Daten, der Ausführung falscher Befehle oder dem Versand unvollständiger Inhalte. Für sicherheitskritische Anwendungen braucht es deshalb klare Grenzen und transparente Protokolle.
Fazit: Zukunftsversprechen mit Praxislücken
Comet ist der erste Browser, der KI nicht als Option, sondern als Standard denkt – und das mit erstaunlicher Konsequenz. Für Power-User, Journalisten, Entwickler oder Wissensarbeiter bietet er enorme Vorteile: strukturierte Recherche, automatisierte Abläufe, personalisierte Navigation. Wer heute schon ausprobieren will, wie sich Browsen im Jahr 2030 anfühlen könnte, sollte Comet testen.
Doch wie bei jeder Frühphase gilt: Der Umgang mit KI erfordert Verantwortung. Datenschutz, Kontrolle und Nutzerkompetenz bleiben zentrale Voraussetzungen – gerade, wenn der Browser selbst denkt und handelt. Comet ist ein spannender Vorreiter. Ob er sich durchsetzt, hängt nicht nur von seiner Technik ab – sondern davon, ob Nutzer wirklich bereit sind, ihm zu vertrauen.

