Die Suche im Internet befindet sich 2025 in Deutschland an einem historischen Wendepunkt. Eine groß angelegte Studie des Technologieunternehmens Yext, veröffentlicht im Juli unter dem Titel „Der Aufstieg der KI-Such-Archetypen“, dokumentiert einen tiefgreifenden Wandel im Informationsverhalten. Zentrale Erkenntnis: Drei von vier Deutschen greifen heute häufiger zu KI-gestützten Suchlösungen als noch vor einem Jahr. Vor allem die Generation Z entfernt sich zunehmend von klassischen Suchmaschinen und orientiert sich stattdessen an generativen KI-Tools wie ChatGPT oder Gemini – und ebenso an Social-Media-Plattformen, die für viele junge Nutzerinnen und Nutzer längst Suchmaschine und Inspirationsquelle zugleich geworden sind.
Dieser Trend wird von einer bemerkenswerten Vertrauensbildung begleitet. 64 Prozent der Befragten in Deutschland gaben an, den Ergebnissen von KI-Suchlösungen zu vertrauen – ein Wert, der sogar leicht über dem globalen Durchschnitt liegt. Die Nutzung verlagert sich zudem in den Alltag: 38 Prozent der Befragten nutzen generative KI bereits täglich oder häufiger, weitere 32 Prozent mehrmals pro Woche. Damit avancieren KI-basierte Systeme zu zentralen Begleitern nicht nur bei kreativen Aufgaben, sondern zunehmend auch bei der gezielten Informationsbeschaffung.
Die Yext-Studie zeigt deutliche Altersunterschiede: Während Generation Z und Millennials auf KI und soziale Medien setzen, bleiben Babyboomer und ältere Generationen den klassischen Suchmaschinen treu. Für tiefergehende Recherchen und vertrauensbasierte Informationen wenden sie sich weiterhin eher an Google oder traditionelle Portale.
Die Folgen dieses Wandels sind gravierend – nicht zuletzt für klassische Medienhäuser. Weil Google seit dem Frühjahr 2025 in Deutschland mit „AI Overviews“ generierte Kurzantworten direkt über den Suchergebnissen platziert, sinkt der Traffic auf journalistischen Plattformen spürbar. Analysen belegen, dass selbst Top-Positionen in der organischen Suche bis zu sieben Prozentpunkte an Klickrate verloren haben. Für einzelne Publisher bedeutet das Rückgänge beim Traffic von bis zu 60 Prozent. Der Trend zu sogenannten „Zero-Click Searches“ verschärft diesen Effekt: Nutzerinnen und Nutzer erhalten ihre Antwort direkt auf der Google-Seite und haben immer seltener Anlass, auf externe Links zu klicken. Laut Gartner könnte der weltweite Rückgang des organischen Traffics dadurch bis zu 25 Prozent betragen.
Damit zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Klassische Medien und SEO-Strategien, die bislang auf Sichtbarkeit in der Google-Suche gesetzt haben, geraten unter Druck. Marken müssen ihre Strategien neu denken und stärker auf KI-gestützte Suchmechanismen reagieren, um weiterhin relevant zu bleiben.
Das Fazit der Studie ist eindeutig: Deutschland erlebt im Jahr 2025 eine massive Verschiebung hin zu KI-geprägtem Suchverhalten. Jüngere Nutzerinnen und Nutzer bevorzugen längst KI-basierte Recherche, das Vertrauen in die Ergebnisse steigt spürbar, und die Auswirkungen reichen bis tief in die Medienlandschaft hinein. Die Suchmaschine der Zukunft ist kein Portal mehr, das lediglich auf externe Quellen verweist – sie selbst wird zunehmend zur Antwortinstanz. Für Unternehmen, Medien und Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das: Die Spielregeln im digitalen Informationsraum werden neu geschrieben.
