Stan Lee holographisch auf der LA Comic Con

Stan Lee, der Mann, der Spider-Man, die Avengers und zahllose andere Comic-Ikonen prägte, ist seit 2018 nicht mehr unter uns. Doch sein Vermächtnis wird nun in einer Form weiterleben, die ebenso faszinierend wie umstritten ist: Auf der diesjährigen Los Angeles Comic Con soll ein KI-gesteuertes Hologramm des legendären Marvel-Schöpfers auftreten. Die Veranstalter nennen es die „Stan Lee Experience“ – und versprechen ein Erlebnis, das weit über eine bloße Hommage hinausgeht.

Hinter der technischen Inszenierung stehen die Firma Proto Hologram sowie die Virtual-Production-Spezialisten von HyperReal. Gemeinsam wollen sie ein Abbild Lees erschaffen, das nicht nur passiv auf einer Bühne erscheint, sondern den Dialog sucht. Besucherinnen und Besucher sollen mit dem digitalen Stan Lee Selfies machen, ihn nach Geschichten fragen und sogar in dreiminütige Einzelgespräche eintreten können. Der Anspruch: Antworten, die sich so anfühlen, als kämen sie tatsächlich aus Lees Mund – auch wenn es sich streng genommen um KI-generierte Repliken seiner Gedankenwelt handelt.

Genau hier beginnt die Debatte. Denn das Projekt bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Ehrung und Geschäft. Zwar betonen die Organisatoren, dass alles „im Geiste und in der Intention“ Stan Lees geschieht, doch der 2018 Verstorbene kann nicht mehr selbst darüber entscheiden, wie sein Name, seine Stimme und sein Image genutzt werden. Schon zu Lebzeiten gab es Streit um die Frage, wie stark Lees Person von seiner Marke überlagert wird – ein Konflikt, der durch das Hologramm neue Nahrung erhält.

Chris DeMoulin, CEO der veranstaltenden Firma Kamikaze Entertainment, weist darauf hin, dass die Idee bereits seit Monaten entwickelt wird. Ziel sei es, das Gefühl zurückzubringen, das Fans hatten, wenn sie Stan Lee auf Conventions begegneten: sein Witz, seine Begeisterung, sein Charisma. Natürlich, räumt er ein, könne kein technologisches Abbild den Menschen selbst je ersetzen. Doch genau deshalb sollen die Besucher selbst entscheiden, ob sie die digitale Version als bereichernd oder befremdlich empfinden.

Für Fans ist das Angebot klar umrissen: Wer ein Ticket für die „Stan Lee Experience“ löst, erhält Zugang zu dieser Begegnung. Doch Zusatzkosten fallen an, wenn man Selfies machen oder gar ein persönliches Gespräch mit dem Hologramm führen möchte. Damit zeigt sich auch die kommerzielle Seite eines Projekts, das zwischen Andacht und Entertainment oszilliert.

Die Los Angeles Comic Con läuft vom 26. bis 28. September 2025. Ob Stan Lees Hologramm am Ende als bewegende Wiederbegegnung oder als fragwürdige Attraktion in Erinnerung bleibt, wird nicht allein von der Technik abhängen. Es wird eine Frage der Haltung sein – derjenigen, die das Projekt umsetzen, und jener, die es erleben wollen.

Copyright: Proto Hologram/The Hollywood Reporter

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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