Mit Comet bringt Perplexity nicht einfach nur einen neuen Webbrowser auf den Markt – das Unternehmen präsentiert eine Vision davon, wie wir das Internet künftig erleben sollen: intelligent, proaktiv, automatisiert. Hinter dem unscheinbaren Namen steckt eines der ambitioniertesten KI-Projekte des Jahres 2025 – ein Browser, der nicht mehr nur zeigt, was im Netz steht, sondern versteht, was der Nutzer will, und aktiv dabei hilft, Aufgaben zu lösen. Die technische Grundlage bildet Chromium, was bedeutet, dass Comet dieselben Webstandards wie Chrome oder Edge unterstützt und mit bestehenden Erweiterungen kompatibel ist. Doch hier endet die Gemeinsamkeit mit klassischen Browsern auch schon.
Im Zentrum von Comet steht der integrierte KI-Assistent – ein agentenbasierter Begleiter, der Webseiten zusammenfassen, Produkte vergleichen, Termine buchen oder sogar E-Mails schreiben kann. Die sogenannte „agentic search“ geht dabei deutlich weiter als bisherige Sprachassistenten. Nutzer geben nicht mehr nur Anfragen ein, sondern delegieren komplette Aufgaben. Wer zum Beispiel eine Geschäftsreise plant, kann Comet beauftragen, die Flüge zu buchen, das Hotel auszuwählen und gleich noch eine Zusammenfassung der Reise im Kalender zu speichern – alles in einem Durchgang, ohne Tabs, ohne Copy-Paste, ohne Stress.
Diese neue Art der Interaktion basiert auf einem hybriden KI-Ansatz: Lokale Modelle sorgen für Geschwindigkeit bei einfachen Aufgaben, während komplexere Recherchen über die Cloud abgewickelt werden. Ein spezieller „Local-Only“-Modus gibt sicherheitsbewussten Nutzern zudem die Kontrolle zurück. Auch der Datenschutz soll laut Perplexity ernst genommen werden: Persönliche Daten wie Kalenderinhalte, Kontakte oder E-Mails werden lokal verarbeitet und nicht zum Training der KI verwendet.
Für den Moment bleibt Comet allerdings einer kleinen Zielgruppe vorbehalten. Wer den Browser nutzen möchte, muss das neue „Max“-Abo von Perplexity für rund 200 US-Dollar im Monat abschließen – oder eine Einladung erhalten. Pro-Abonnenten sollen demnächst folgen dürfen. Damit positioniert sich Comet klar als Werkzeug für Power-User: Analysten, Forscher, Entwickler, Entscheidungsträger. Menschen, die täglich mit komplexen Informationsaufgaben zu tun haben und dafür ein intelligentes, auf sie zugeschnittenes Werkzeug suchen.
Dass Comet mehr als ein Experiment ist, zeigt auch Perplexitys strategische Ausrichtung. Das Unternehmen will mittelfristig Google als dominierenden Suchanbieter herausfordern – nicht mit einem besseren Suchfeld, sondern mit einer ganz neuen Vorstellung davon, wie digitale Informationsbeschaffung funktioniert. Gespräche mit Hardwarepartnern wie Motorola und Samsung sollen dafür sorgen, dass Comet langfristig auch auf mobilen Geräten zur Verfügung steht. Gleichzeitig bleibt man pragmatisch: Google-Dienste wie Gmail oder Kalender lassen sich problemlos integrieren, auch wenn man mit Google Search in direkter Konkurrenz steht.
In der Praxis überzeugt Comet durch kleine, aber entscheidende Details. Der Assistent analysiert nicht nur den aktuellen Tab, sondern auch den Kontext: Welche Seiten wurden zuletzt besucht, welche Dokumente geöffnet, welche Aufgaben noch offen? Daraus ergibt sich eine priorisierte To-do-Liste, die nicht nur verwaltet, sondern auch aktiv erledigt wird – von der Recherche bis zur Terminvereinbarung. Mehr als 800 App-Integrationen sind geplant, um Comet zum zentralen Interface für digitales Arbeiten zu machen.
Natürlich bleibt Kritik nicht aus. Der hohe Preis, die geschlossene Nutzergruppe, die noch fehlende mobile App – all das erinnert daran, dass Comet ein Frühprodukt ist, das sich vor allem an Early Adopters richtet. Dennoch ist das Konzept bemerkenswert konsistent durchdacht. Comet versucht nicht, den bestehenden Browsermarkt zu verbessern, sondern ihn durch etwas Fundamentaleres zu ersetzen: eine KI-gesteuerte Schnittstelle zwischen Mensch und Internet, in der der Browser nicht länger Werkzeug, sondern intelligenter Partner ist.
Wie erfolgreich dieses Konzept sein wird, hängt nicht nur von der Technik ab, sondern auch von der Bereitschaft der Nutzer, sich auf eine neue Form der digitalen Interaktion einzulassen. Aber eines ist klar: Mit Comet ist Perplexity nicht mehr nur ein Herausforderer im Suchmaschinenmarkt – es ist ein Pionier für eine neue Generation von Software, in der künstliche Intelligenz nicht Add-on, sondern Kernfunktion ist. Ein Browser, der denkt – und handelt.

