Drei Viertel der US-Unternehmen erzielen Gewinn mit KI: Wharton-Studie zeigt Wendepunkt

Künstliche Intelligenz ist für viele Unternehmen kein Experimentierfeld mehr, sondern ein betrieblicher Werttreiber. Das zeigt eine neue Studie des Human-AI-Research-Departments der renommierten Wharton School, die mehr als 800 Führungskräfte großer US-Unternehmen zu Einsatz und Wirkung von KI befragt hat. Das zentrale Ergebnis: Rund 75 Prozent der Unternehmen erzielen mit ihren KI-Projekten bereits eine positive Kapitalrendite – ein bemerkenswerter Befund inmitten einer oft von Skepsis geprägten Debatte.

Die Umfrage wurde im Juni und Juli 2025 durchgeführt. Sie erfasste Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von über 50 Millionen US-Dollar. Ziel war es, konkrete Erfahrungen mit generativer KI in der unternehmerischen Praxis zu erfassen – mit besonderem Fokus auf ROI-Messung, Integrationstiefe und strategische Zielsetzungen.

Laut den Ergebnissen berichten drei von vier Unternehmen von klar positiven finanziellen Effekten durch KI-Anwendungen. Nur weniger als fünf Prozent gaben an, dass sich ihre Investitionen bislang negativ ausgewirkt hätten. Besonders auffällig: Der Übergang von Pilotprojekten zur flächendeckenden Nutzung scheint gelungen. KI wird zunehmend fest in Geschäftsprozesse eingebunden – von der IT über den Einkauf bis hin zu Marketing und Vertrieb.

Auch der individuelle Umgang mit generativer KI nimmt deutlich zu. 82 Prozent der befragten Führungskräfte nutzen entsprechende Tools mindestens einmal pro Woche, fast die Hälfte sogar täglich. Anwendungsbereiche reichen von Textgenerierung und Datenanalyse bis zur Automatisierung interner Prozesse. Der Trend geht klar in Richtung strategische Nutzung: 88 Prozent planen, ihre KI-Budgets im kommenden Jahr weiter aufzustocken – 62 Prozent davon um mehr als zehn Prozent.

Auffällig ist zudem, dass ein erheblicher Anteil der Mittel – rund ein Drittel – in interne F&E-Prozesse fließt. Viele Unternehmen entwickeln eigene Modelle oder bauen angepasste Lösungen auf Basis bestehender Frameworks. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf Innovation, sondern zunehmend auf Kontrolle, Sicherheit und Nachhaltigkeit.

Im Vergleich zu anderen, häufig kritischeren Studien – etwa der vielzitierten MIT-Analyse, wonach 95 Prozent der KI-Pilotprojekte scheitern – wirkt die Wharton-Erhebung fast optimistisch. Doch Analysten betonen: Die Methodik sei transparenter, der Fokus liege auf voll implementierten Systemen statt auf frühen Prototypen. So erklärt sich auch der Gegensatz zu negativ geprägten Headlines der vergangenen Jahre.

Die Wharton-Forscher heben hervor, dass der ROI stark vom organisatorischen Umfeld abhängt. Technische Exzellenz allein reicht nicht: Entscheidender seien Leadership, Weiterbildungsprogramme und gezielte Change-Prozesse. Unternehmen, die frühzeitig auf Kompetenzentwicklung setzen, erzielen schneller betriebswirtschaftlichen Nutzen. Datenschutz, Sicherheit und interne Mobilität gewinnen zudem als Erfolgsfaktoren deutlich an Bedeutung.

Kulturelle Barrieren und die Skalierung von Pilotprojekten bleiben die größten Herausforderungen. Doch insgesamt zeichnen die Daten ein klares Bild: Generative KI wird im Unternehmensalltag der USA nicht nur akzeptiert, sondern produktiv eingesetzt – mit wachsendem strategischem Gewicht.

Angesichts globaler Investitionen von rund 1,5 Billionen Dollar in KI-Technologie allein im Jahr 2025 erscheint diese Entwicklung auch volkswirtschaftlich relevant. Die Wharton-Studie positioniert sich dabei als Gegenentwurf zu gängigen Untergangsnarrativen – und als pragmatischer Indikator für die Reife der KI-Transformation in der Unternehmenspraxis.

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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