Künstliche Intelligenz – die Arbeitskraft von morgen

Am 26. April 2017 fand im Münchner „Bayerischen Hof“ die Veranstaltung „Künstliche Intelligenz und potentielle Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt“ des Wirtschaftsbeirats statt. Unter dem Dach des altehrwürdigen Gebäudes wurden dabei Szenarien unserer Arbeitswelt gezeichnet, die in wenigen Jahren unser Leben bestimmen werden.

 

Die Bereiche Robotik und künstliche Intelligenz gewinnen zunehmend an Relevanz, sowohl in unserem Alltag, als auch in unserem Berufsleben. Während in japanischen Unternehmen besonders die sogenannten „Blue Collar“ Jobs, beispielsweise in der Fertigung, bereits heute durch mechanische Lösungen ersetzt wurden, ist Deutschland aktuell noch am Anfang der Revolution. Nach aktuellen Studien sind die Arbeitnehmer jedoch nicht in Sorge, wie man es häufig liest, viel mehr herrscht eine positive Stimmung in der deutschen Bevölkerung. Ungefähr 90% der Befragten gaben an, dass sie sich keine Sorgen um ihre Jobs machen, vielmehr freuen sie sich auf Roboter für den Haushalt, die ihnen ihr Leben erleichtern sollen. Doch wie sieht es um die potenziellen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wirklich aus?

 

Künstliche Intelligenz vor dem Durchbruch – Das Warten auf die Explosion

Innovationsberater Matthias Anderer nahm in seiner Keynote eine eher skeptische Position zum Thema ein. Es gilt das Thema der künstlichen Intelligenz nicht zu unterschätzen, meint er. Die Zeit sei reif für den Wandel und mit Blick auf den Status quo stehen wir am Ausgangspunkt einer revolutionären Entwicklung. Das Thema, so der Diplomingenieur, steht kurz vor der Explosion und wird und unser Leben grundlegend verändern.

Aus seiner Arbeit im Bereich der künstlichen Intelligenz zieht er dabei drei Erkenntnisse, die notwendig sind, um sich ein Bild der Zukunft zu machen…

 

1. Verständnis von exponentiellem Wachstum

Bevor wir überhaupt über Technologien diskutieren können, muss einem bewusst sein, dass es in vielen Bereichen ein exponentielles Wachstum gibt. Sei es bei der Entwicklung der Bevölkerung oder des Computing. Ähnliches lässt sich auch im Bereich der künstlichen Intelligenz beobachten. Wir stehen, so Anderer, kurz davor mit den KI Lösungen die Welt zu revolutionieren…

 

2. Status Quo

Wie bereits angesprochen, sind wir aktuell am Ausgangspunkt der technischen Entwicklung. Beispiele dafür sind viele der Themen, die aktuell durch die Techniknews gehen. Sei es der Erfolg von Deep Mind im Spiel Go oder die Entwicklungen von Google im Bereich der Übersetzungsdienste. Doch auch im Bereich Mobility spielt das Thema künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle, wie beispielsweise bei Teslas Tests im Bereich des autonomen Fahrens.

Durch ein zunehmend semantisches Verständnis und Deep Learning Prozesse werden die Maschinen in bestimmten Aufgaben immer effizienter. Ein Beispiel, wie die Technik sich innerhalb kürzester Zeit entwickeln kann ist dabei die „Amazon Picking Challenge“.

 

Amazons Pcking Challenge (Quelle: MIT)

 

3. Mensch und Wirtschaft

Diese Entwicklungen gehen auch nicht am Menschen vorbei. Für uns im Privatleben, wie in der Wirtschaft, bedeutet es, dass einige Arbeitsbereiche in naher Zukunft nichtmehr von Menschen erledigt werden müssen. Berufe die, so der Technologieberater, vom Aussterben bedroht sein werden sind Übersetzer, Taxifahrer, Lageristen oder andere Leute, bei denen menschliche Arbeitskraft einfach ineffizienter ist, als es die Maschinen je sein können.

Nach aktuellen Studien betrifft das ungefähr 47 – 59% aller heutigen Jobs.

Als letzte kritische Botschaft an die, die sagen, dass man diese Jobs ganz einfach durch andere Aufgaben auffangen kann, gab Anderer zu bedenken:

„Wie schult man einen 43jährigen Lagerarbeiter zum Data Scientist um?“

 

 

Abwarten und nichts tun hilft nichts

Eine gegenteilige Position nahm Claus-Peter Praeg vom Frauenhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation ein. Er erläuterte ebenfalls, dass sich in den Bereichen künstliche Intelligenz, Cognitive Computing und Industrie 4.0 sehr viel tut, doch auch die Entwicklung der Erwerbstätigen spielen eine entscheidende Rolle im Gesamtbild.

Demografischer Wandel und die immer älter werdende Bevölkerung machen ein entgegenwirken durch Maschinen notwendig. Wenn Unternehmen ihre aktuelle Produktivität halten möchten, müssen sie auf die sinkenden Mitarbeiterzahlen angemessen reagieren.

Ein völliger Wegfall der Arbeitskraft Mensch ist dabei jedoch in Praegs Augen nicht zu befürchten. Man braucht den Menschen auch in Zukunft noch an zentralen Positionen in Unternehmen, man muss ihn nur neu strukturieren. Die Sorgen die aktuell durch die Medien getragen werden, seien nichts Neues. Bei jeder industriellen Revolution gab es ähnliche Bedenken, doch meistens führte der Einsatz neuer Technologien am Ende sogar dazu, dass sich das Einkommen positiv entwickelte.

Seine Empfehlung daher: mehr Flexibilität in der Arbeitswelt und vor allem ein Fokus auf die Bildung und Weiterbildung der Mitarbeiter. Gerade in traditionellen Berufen müssen Innovationsgeist und Aufgeschlossenheit geweckt werden, damit neue Jobs entstehen können. Für Unternehmen und Institutionen ist die Technologie-Führerschaft eine Notwendigkeit. Wenn dafür die bisherigen Strukturen auf den Kopf gestellt werden müssen, wäre es ein Preis, der es wert ist bezahlt zu werden.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Veranstaltung sehr gute Punkte angesprochen hat. Wir befinden uns im Moment kurz vor einer weiteren industriellen Revolution. Doch dies bedeutet nicht den Untergang der Welt wie wir sie kenne, es gilt zu adaptieren und sich den neuen Begebenheiten anzupassen. Wenn die künstliche Intelligenz mir lästige Aufgaben, wie Recherche oder andere Zeitfresser abnehmen kann, können wichtige Kapazitäten umstrukturiert und noch effizienter und erfolgsorientierter genutzt werden.

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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