Trojanisches Guerilla-Recruiting

Innovation liegt nicht nur in der Nutzung von Technologien und Konzepten der Web 3.0/Industrie 4.0, auch Kanäle die wir seit Jahren Nutzen sind Teil der digitalen Revolution. Während meiner Bachelor Arbeit habe ich mich dabei vor drei Jahren intensiv mit dem Thema des innovativen Recruiting von Mitarbeitern beschäftigt – dem Guerilla-Recruiting.

Der Begriff „Guerilla-Recruiting“ ist im ersten Moment schwer zu fassen. Um den Gedanken hinter dieser Strategie zu verdeutlichen, gibt es meiner Meinung nach zwei Firmen, die diese Form, Bewerber in das Unternehmen zu ziehen, in ihrer Reinform betrieben haben und daher in einem Innovation Profile HR verdienen:

Das Unternehmen Ogilvy in Brüssel nutzte die Möglichkeiten des Web 2.0 auf ganz eigene Art und Weise. Auf der Suche nach Webdesignern analysierten sie ihre Zielgruppe, die Studenten, und überlegten sich, auf welchem Kontaktweg sie diese am besten erreichen könnten. Sie machten sich bewusst, dass viele Studenten, die kreativ arbeiten, gewisses Handwerkszeug benötigen. Meist ist dies die Design-Software Adobe Master Collection, welche häufig über File-Sharing-Plattformen heruntergeladen wird, da Studenten sich die Originalversion nicht leisten können. Ogilvy orientierte sich bei ihrer Zielgruppenansprache an dem Mythos der Ilias und dem trojanischen Pferd und stellte eine Datei mit dem Namen „Adobe Master Collection CS5“ auf alle gängigen Plattformen. Hinter dem Datenpaket steckte jedoch nicht die Software, sondern eine Stellenanzeige, die auch regen Zuspruch fand.

Pirate Recruitment (Quelle: Ogilvy Brüssel)

 

Heute würde es zwar mit der Adobe Creative Cloud laufen, doch dieses Beispiel ist ein möglicher Weg, der aufzeigt, wie man effizientes Guerilla-Recruiting betreibt; jedoch lässt sich das „Prinzip trojanisches Pferd“ auf verschiedene Branchen und Kanäle anwenden. Ein weiteres Beispiel der trojanischen Guerilla-Recruiting-Strategie war die „Pizza Digitale“ der Hamburger Kommunikationsagentur Scholz & Friends. Hat eine konkurrierende Agentur, zum Beispiel Jung Von Matt, zu später Stunde bei einem mit Scholz & Friends kooperierenden Lieferservice in Hamburg eine Pizza bestellt, gab es eine weitere Pizza gratis dazu. Der Trick dahinter war, dass die Pizza mit einem QR-Code ausgestattet war, der vorab durch einen speziell gefertigten Rost in Form des QR-Codes mit Tomatensoße aufgetragen wurde. Hat man diesen mit dem Smartphone gescannt, gelangte man automatisch auf eine Landingpage von Scholz & Friends, die auf ihre offene Stelle für „Digital Creatives“ hinwies. Auf diese Guerilla-Aktion bewarben sich immerhin zwölf Kreative aus anderen Agenturen bei Scholz & Friends und zwei neue Digital-Teams wurden daraufhin gegründet.

Pizza Digitale (Quelle: Scholz & Friends)

 

Diese gelungene Art von Kampagnen lässt sich auch problemlos auf das Social Web, die Webseite oder andere Plattformen übertragen. Bevor man sich jedoch auf die Suche nach den Orten begibt, an denen die eigene Guerilla-Recruiting-Kampagne die Zielgruppe begeistern kann, sollten Unternehmen ein Konzept für das weitere Vorgehen entwickeln.

Alexander Pinker
Alexander Pinkerhttps://www.medialist.info
Alexander Pinker ist Innovation-Profiler, Zukunftsstratege und Medienexperte und hilft Unternehmen, die Chancen hinter Technologien wie künstlicher Intelligenz für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu verstehen. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens „Alexander Pinker – Innovation-Profiling“, der Agentur für Innovationsmarketing "innovate! communication" und der Nachrichtenplattform „Medialist Innovation“. Außerdem ist er Autor dreier Bücher und Dozent an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.

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